Predigt Februar 2012

Gottesdienst am 19.02.2012

zu Matthäus Kap. 20 Verse 1 – 16 Entlohnung der Weinbergarbeiter
(von Johannes III Kahlen)

Anspiel war die reale Arbeitsmarktpolitik für Langzeitarbeitslose.

Das Himmelreich ist gleich einem Gutsherrn, der Arbeiter für seinen Weinberg sucht.
Der Reichsbegriff ist seit dem 3. Reich mit seinem Führer, auf den unsere Väter vereidigt
waren, ihre Lebenskraft bis zum Sterben einzusetzen, in Misskredit geraten.

Und diejenigen von uns, die sich regelmässig sich zum Gebet im Königreichssaal der Zeugen Jehowah`s / JHWH trafen, wurden als homosexuell Lebende aus der Gemeinschaft
ausgeschlossen.

Der ursprüngliche Begriff „Basilea tou Theou“ ist die Anfrage Gottes an sein Geschöpf,
an jede(n) Einzelne(n) von uns, inwieweit wir bereits sind, unsere Lebenszeit für seine
frohe Botschaft (Evangelium) einzusetzen.

Nicht aus Zwang, nicht aus Angst vor Bestrafung.
Freundschaft und Liebe können nicht erkauft werden.
Der Lohn ist sinnerfülltes Leben!

So wurde ich als Säugling getauft und in eine christliche Gemeinschaft hinein sozialisiert,
praktisch von der 1. Tagesstunde meines Lebens an.
(Die Erstgeburt ist dem Herrn geweiht.)

Andere wurden durch Firmung und Konfirmation zu eifrigen Christusträgern, die sich
praktisch ab 9.00 Uhr, für die Gemeinschaft mit ihren diakonischen Diensten der
Jugend- und Altenarbeit engagieren.

In der römischen Kirche gibt es besondere Messgebete für „geistige Berufe“, um Mitarbeiter im Weinberg des Herren. Das sind mit 24 Jahren -entsprechend 12 Uhr mittags die Frauen und Männer, die sich per Gelübde als Nonne, Mönch, Priester für den Verkündigungseinsatz bereithalten. Um unabhängig radikal arbeiten zu können, zölibatär ohne Familie zu bleiben.

Andere kommen zur christlichen Weltanschauung durch glaubwürdige Kollegen, durch ein einschneidendes Ereignis, durch Prüfungen von Krankheit und Sterbebegleitung;
sicherlich i.d.R. nicht durch Blitze oder Zungenreden.

Anderen erscheinen die Kultformen der Grosskirchen, die sich machtpolitisch seit Ost- und West-ROM bekämpfen und spalten; die seit 1500 Jahren zur Reformation im Geiste Jesu von Nazareth nicht bereit sind, so abstossend, dass ihnen asiatische oder esoterische Lebensformen glaubwürdiger sind, um mit sich selbst im Frieden zu leben und so Gelassenheit auszustrahlen.

Wenn wir den Mitmenschen so behandeln, wie wir selbst geachtet sein wollen, sind wir Mitarbeiter im Weinberg.

Inwieweit sind wir bereit, für die Menschenwürde einzustehen?

Trinkwasser, gesunde Ernährung, saubere Kleidung, familiengerechte Wohnung, Hilfe im Krankheitsfall, soziale Kontakte und Wertschätzung, Anerkennung unterschiedlicher Kulturen bei Gleichwertigkeit von Kindern, Frauen und Männern, das sind die Massstäbe, nach denen wir letztendliche beurteilt werden. Matth. Kap. 25.

Der Lohn ist Unsterblichkeit fr jede(n) von uns.

Ein Transparent bei einem CSD-Umzug in Kassel verkündete:
„Schwul sein, das ist ein Talent, wie musikalisch und intelligent!“

Inwieweit lassen wir Männer und Frauen und Transgender uns anwerben, im Weinberg der Queer-Emanzipation mitzuarbeiten?

Wir, die wir unser Coming-out in den letzten 40 Jahren, also nach 1969, hatten, werden da wohl die 12.00 Uhr – Aktivisten werden, eine heisse Kampfzeit.

Die Homosexuellen der 1. Stunde blieben lieber im Dunklen. Im Mittelalter, in der Weimarer Zeit, in der Adenauer-Ära wurden einige aktenkundig sichtbar.

Die Nachmittagsarbeiter sind wohl die schwulen Väter und lesbischen Mütter oder alle die meinen, aus beruflichen Gründen ein Doppelleben führen zu müssen, wie schwule Lehrer, lesbische Kindergärtnerinnen, professionelle Fussballspieler, um nicht diskriminiert oder zusammengeschlagen zu werden.

Queer zu empfinden und mit sich im reinen zu leben, auch am späten Nachmittag unseres Lebens, das ist der gleiche Lohn für alle!

Wenn wir uns an Jesus von Nazareth ein Beispiel nehmen, so zeigt er uns seine Identität, die er nicht leugnet, auch wenn der oberste Repräsentant seiner Glaubensgemeinschaft das als Gotteslästerung bewertet und die Todesstrafe fordert, vollzogen durch die Besatzungsmacht.

Jesus bekennt: “ICH BIN der MENSCHEN-SOHN“

Jesus kennt die Verspottung.

Er erlebt, dass seine Verwandtschaft ihn für verrückt erklärt.

Frauen, die nicht verheiratet waren, die sich mit Jesus einliessen und ihn finanziell unterstützen, galten als Huren.

Epileptiker galten seinerzeit als vom Teufel Besessene. Homosexualität war durch die WHO bis 1992 als Krankheit definiert, die z.B. durch Aversionstherapie auszuheilen sei.

Jesus weis, wie Handschellen fesseln; wie sich eine Schlägerfaust im Gesicht anfühlt; wie Folter blutig schmerzt.

Er wurde fixiert und bekam keine Luft mehr bis zum Erstickungstod.

Und wenn einer meint, er könne seine Leiden nicht mehr ertragen und eine Überdosis Schlaftabletten schluckt oder vom Leben enttäuscht den Strick nimmt oder vom Zug überrollt wird oder sich vom 7. Stock fallen lässt, so sei er gewiss, in die Hände des
All-Barmherzigen zu fallen!

Um diesen Trost bitten wir hier in der ehemaligen Siechenkapelle.

Wir erinnern uns an Jesu Leiden, wir verkünden als Gemeinschaft seine Auferstehung, die Wandlung zur Unsterblichkeit fr jede(n) Einzelne(n) von uns, die wir beim Namen gerufen sind durch den LEBENDIGEN!

Amen.