Predigt Mai 2012

Queergottesdienst am 20.05.2012, St. Johanniskirche Nürnberg

Herz-Predigt über Epheser 3, 14 - 18

Paulus schreibt:

Es ist mein Gebet, dass Christus aufgrund des Glaubens in euren Herzen wohnt und dass euer Leben in der Liebe verwurzelt und auf das Fundament der Liebe gegründet ist. Das wird euch dazu befähigen, zusammen mit allen anderen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, die Liebe Christi in allen ihren Dimensionen zu erfassen – in ihrer Breite, in ihrer Länge, in ihrer Höhe und in ihrer Tiefe.

Es ist mein Gebet, dass Christus in unseren Herzen wohnt…

Liebe Queergemeinde!

Nahezu täglich sprechen wir von unserem Herzen; in jedem Brief, in jeder Email bestellen wir herzliche Grüße; wir freuen uns von Herzen; wir schließen liebe Menschen in unser Herz, oder wir nehmen uns etwas zu Herzen; der eine oder die andere trägt das Herz auch auf der Zunge.

Wir alle kennen diese Redewendungen rund um unser Herz.

Aber warum nur haben wir so oft mit dem Begriff Herz unsere liebe Schwierigkeit? Was macht das Herz eigentlich aus?

Unser Herz ist mehr als ein Muskel mit Kammern und Klappen, mit Beuteln und Gefäßen.

Unser Herz – das sind wir selbst. Zentrum des Lebens ist unser Herz.

Alles, ja wirklich alles mündet dort ein, was das Herz leicht macht – oder schwer, was das Herz erquickt – oder bedrückt, was es erfreut - oder zerreißt.

Zentrale des Lebens ist unser Herz. Von dort fließt alles aus, was wir anderen Menschen an Herzlichkeit, an Herzensgüte und an Herzenswärme schenken, womit wir ein Herz glücklich machen oder manchmal auch herzlos beschweren.

Ich muss an die Werbung denken – an das vermeintliche Lebenselixier mit der Kraft der zwei Herzen. Wer möchte nicht ein starkes Herz haben; ein Herz auf dem rechten Fleck, um herzhaft und beherzt zu leben. Und dann gibt es Situationen, wir alle kennen diese, wo unser Herz in die Hosentasche rutscht, oder sich gar im Leibe umdreht.

Ich selbst möchte ein Herz für andere Menschen haben; von Herzen Freundinnen und Freunde gern haben; von Herzensgrund lieben; ja einfach barmherzig und warmherzig sein. Doch dann wiederum ist mein Herz wie aus Stein, hartherzig und kaltherzig.

Paulus betet, dass Christus in unseren Herzen wohnt…

Viel Queeres geht uns durch den Kopf, aber nicht unter die Haut bis ins Herz. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, ruft der kleine Prinz; und der bekannte französische Mathematiker und Physiker Blaise Pascal hat einmal gesagt „Es ist das Herz, das Gott spürt – nicht der Verstand“. Wenn wir es mit Gott zu tun bekommen, dann geht es nicht zuerst durch den Kopf, sondern mitten ins Herz.

„Gott sollen wir lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte“, so der Beginn des Doppelgebotes der Liebe. Aber anderes liegt uns oft mehr am Herzen. An tausend anderen Dingen hängt unser Herz. „Wo aber unser Schatz ist – da ist unser Herz“, so das Motto des letztjährigen Kirchentages in Dresden.

Gott ist das Herz aller Dinge. Er prüft uns auf Herz und Nieren. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, unser Gott aber sieht das Herz an. Der Psalmleser betet: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz“. Es klingt wie eine „Herztransplantation“, wenn Gott spricht: „Ich will euch ein neues Herz geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und will euch ein fleischernes Herz geben“.

Sein Wort ist meines Herzens Freude und Trost. Ja es will beherzigt werden von einem feinen und guten Herzen. Von Maria wird erzählt, dass sie alle diese Worte bewahrte und in ihrem Herzen bewegte. Sollen wir uns daran ein Beispiel nehmen?

Paulus betet, dass Christus in unseren Herzen wohnt…

Eines Tages liebe Queergemeinde wird unser Herz aufhören zu schlagen. Dann hoffe ich sehr, dass Gottes Herz weiterschlägt für Dich für mich, ja für uns alle. Unser Name steht in seinem Herzen geschrieben. Und in unseren Herzen soll sein Name geschrieben sein: Jesus, Heiland, Friedefürst.

ER war und ER ist ein Mensch mit Herz und weit mehr als ein Mensch. ER hatte nicht nur ein Herz für Kinder, sondern auch für Ausgegrenzte, für Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Unser Gott hat ein großes und weites Herz, für jeden von uns; auch wenn wir es manchmal nicht spüren und unser Herz davor verschließen. Herzlichkeit verströmt ER, das ER mit seinem Herzblut besiegelt hat. ER möchte unser Herz gewinnen und in unseren Herzen wohnen – wollen wir nun IHM unser Herz öffnen und schenken?

ER soll das Herzstück, die Mitte unseres Lebens sein, um die sich alles dreht und wendet.

Johann Sebastian Bach hat es in einer seiner vielen Kantaten einmal so ausgedrückt:

Jesu bleibet meine Freude,

Meines Herzens Trost und Saft;

Jesus wehret allem Leide,

Er ist meines Lebens Kraft.

Meiner Augen Lust und Sonne,

Meiner Seele Schatz und Wonne;

Darum lass ich Jesus nicht

Aus dem Herzen und Gesicht.

Ja liebe Freundinnen und Freunde, wenn wir das nun beherzigen und verinnerlichen, dann wird unser Herz ganz ruhig und still. Und noch vielmehr: In unserem Herzen wird sich ein Friede ausbreiten - ein Friede, der größer und höher ist, als all unsere Vernunft und unser menschliches Denken, ein Friede der Herzen und Sinne bewahrt in Christus Jesus –

Amen.