Predigt Oktober 2012

Queergottesdienst am 21.10.2012, St. Johanniskirche Nürnberg

Thema: Dank für Gottes Gaben

Predigt zu Lukas 12, 15-21: Der reiche Kornbauer

„Du Narr!“ – und mit diesem Wort endet Gottes Gleichnis.

Denn darum geht es: Das wir lernen, mit all den guten Gaben Gottes dankbar und sorgfältig umzugehen – wohl wissend und bedenkend, wem wir all das Gute, das wir erleben dürfen - ver- danken!

Wie so anders sieht dagegen die Lebensweise so vieler Zeitgenossen aus, die alles als selbstverständlich hinnehmen / die meinen, niemandem auch nur irgendeinen Dank schuldig zu sein! Wie viele Zeitgenossen sind davon überzeugt, ein Anrecht zu haben auf Reichtum und Wohlergehen, auf Gesundheit und Glück! Was aber dann, wenn es anders kommt als man denkt? – Merkwürdig nur: Wie schnell wird Gott aber gerade dann ins Spiel gebracht – mit dieser einen Frage: „Warum kann Gott dies zulassen?“ Wieso kann Gott diese Krankheit zulassen – oder: diesen Absturz im Betrieb – oder: diese Karambolage im Straßenverkehr? „Warum muss das mir passieren, wieso passiert das nicht den anderen?“ In unserer Einbildung, vielleicht auch in unserer Verblendung meinen wir, ein Anrecht auf die „Sonnenseite“ des Lebens zu haben. Ein Anrecht darauf, dass es uns stets gut geht. Das wir immer wohlauf sind: gesund und munter quicklebendig. Liebe Leute, woher nur nehmen wir diese Überzeugung? Aus der Bibel jedenfalls stammt sie nicht – da findet sich die ganz andere Rede, nämlich „Du Narr!“ Jesus von Nazareth hatte vor Habgier, vor Geldsucht, vor Gier und Neid gewarnt – mir scheint, das könnte und müsste er heutzutage ebenso tun. An Aktualität haben seine Worte bis heute jedenfalls nichts eingebüßt! Bis heute verdient seine kritische Stimme Gehör – denn sie will uns warnen, im guten Sinne nur warnen und bewahren! Davor dass wir Schaden nehmen in unserer Seele, davor dass wir uns mit unserer Seele verlieren im Reichtum, im Wohlstand, in diesem gefährlichen Sog nach Noch-Immer-Mehr! – Davor dass wir nie genug bekommen können! Dass wir „den Hals“ nie voll genug bekommen können! „Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden an seiner Seele nimmt? (Mt 16, 26) fragt Jesus in anderem Zusammenhang – wie recht er damit doch hat! Aber Achtung: Nicht der Reichtum ist das Problem, nicht der Besitz, nicht der Wohlstand, nein. Die Frage ist: Wie wir damit umgehen – und: Was der Reichtum mit uns macht! Nicht der Reichtum ist das Problem, das Problem ist der Mensch (!) Das Problem ist, ob der je einzelne Mensch dem Reichtum auch gewachsen ist! Also: Reichtum ist alles andere als ungefährlich. Reichtum kann höchst gefährlich werden! – Wie schwer ist es, reich zu sein und gleichzeitig die Menschlichkeit zu bewahren! Wie schwer ist es, im Reichtum zu leben und dabei nicht Schaden zu nehmen an der eigenen Seele!

Problematisch wird es, wenn der Reichtum zum Götzen wird, wenn ich meinen Reichtum anbete und verehre! Und wenn ich immer weniger merke, wie sehr dieser Reichtum mein Innerstes, meinen Charakter verändert!

Ein Überfluss an Reichtum kann uns Menschen schnell vergessen lassen, dass Gott allein die Quelle aller Güter ist.

Dreimal begegnet die Bezeichnung „Seele“ in Jesu Gleichnis nach Lukas 12. Der reiche Kornbauer spricht zu sich selbst/ zu seiner Seele: „Was nur soll ich tun“ bei dieser großartigen Ernte? – Der Kornbauer, wohl Kaufmann durch und durch, des Rechnens kundig, antwortet sich selbst: „Ich will meine Scheunen abbrechen und Größere bauen!“ So sein Plan. Schließlich will er zu seiner Seele sagen können: „Liebe Seele, du hast große Vorräte für viele Jahre!“

Doch da fährt Gott dazwischen, diesmal wie „der große Spielverderber“, um dem reichen Kornbauer zurückzurufen: „Du Narr, was denn dann, wenn man heute Nacht deine Seele von dir fordert? Was bleibt denn dann von all deinem Besitz, von all deinen Plänen? Wie ein Kartenhaus kann alles von jetzt auf nachher in sich zusammenfallen! Und du hast dich dafür abgemüht und abgerackert, hast viel investiert, hast alles dafür stehen und liegen lassen? Was  bleibt dir noch, wenn nicht mehr bleibt? Schließlich beendet Jesus sein Gleichnis mit der Quintessenz: „So ergeht es dem, der sich Schätze auf Erden sammelt, aber nicht reich ist für Gott!“

Was nur will das heißen- Man erinnere sich an ein anderes Wort Jesu, überliefert in Lukas 18(24f): „Danach ist es leichter, das ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!“

Also noch einmal: Was will uns Menschen heute und dies am Erntedanksonntag, mit diesem Gleichnis gesagt sein?

Reichtum, unstrittig eine gute Gabe Gottes, aber sie will eingesetzt werden zum Wohl und zur Freude der Mitmenschen! Der Reiche soll diese Gabe Gottes mehren, aber nun auch so, dass andere davon profitieren! Das es anderen darüber gut geht! Das alle glücklich damit leben! Wer meint, den Reichtum Gottes nur für sich allein behalten zu dürfen, der irrt und gefährdet das Glück, das auch er vor Gott haben darf.

„Du Narr“ damit begann unser heutiger Predigttext. Wie könnte die Predigt heute enden? – Ich schließe mit dem Wink: Du, lieber Mitchrist, Pass auf, sei wachsam, sei weise und sei klug, von Gott her. Achte auf das, was er dir im Guten sagt. Halte es wie der Psalmbeter: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht was er dir Gutes getan hat!“ (Ps 103/2).

Amen.