Predigt November 2011

Gottesdienst am 20.11.2011

Liebe Queergemeinde,

Dies ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr und trägt den Namen „Ewigkeitssonntag“; vielfach wird er auch „Totensonntag“ genannt, weil an diesem Sonntag der Toten gedacht wird.

Der Himmel, der ist, ist nicht der Himmel der kommt.

Das Thema: Die ewige Stadt.

Offenbarung 21, 1-7:, Siehe, ich mache alles neu!“

Was für ein Text! Diese Worte, sie tun einfach gut! Da wird nicht groß ausgeholt und langatmig erklärt – da gibt es auch keine Beweise – aber ich höre: „So wird es sein, Gott und Mensch finden zusammen, auf dass Friede werde!“ – Worte, die Sehnsucht stillen können. Da wird festgehalten, was der Seher Johannes auf der Insel Patmos in einer großen Vorausschau gesehen hat. Es ist, als nähmen diese Worte einen liebevoll in den Arm als sagten dies Worte dem Verzagten, dem Verzweifelten, dem Traurigen in immer neuen Bildern nur dieses Eine: „Du, vertrau darauf: Es wird alles gut“!

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“, schreibt Johannes, weit vorausblickend. Was er selber jedoch unmittelbar erlebt, das sieht ganz anders aus: Mitchristen werden verfolgt, gesteinigt, umgebracht. Tränen, Leid und Schmerz bei den Angehörigen. Und dann schreibt Johannes, selbst den Tränen nahe: „Gott wird abwischen alle Tränen von euren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz, den das Erste ist vergangen!“

Es wird alles gut?? Herrliche Aussichten sind das! Zu schön um wahr zu werden! Dieser Johannes aus dem ersten Jahrhundert sollte erst einmal heute leben! Ihm würden seine Worte im Halse stecken bleiben! Wie geht es den zu in dieser Welt? Terror und Anschläge an so vielen Orten. Lug und Betrug, Brutalität, Unrecht und Gewalt, sogar Haßpredigten!“

„Hör bitte zu: Diesem Johannes sind unsere Gedanken und Gefühle vielleicht nicht ganz fremd – aber: aber er sieht nicht nur das Vordergründige. Johannes sieht über den Tellerrand hinaus, er blickt weiter und tiefer und höher! Er sieht Gott trotz allem am Werk, er erkennt das neue bereits in den Anfängen, das Gott in dieser Welt schon begonnen hat!“

Mancher Zeitgenosse zweifelt und verzweifelt: an seinen Mitmenschen, an sich selbst. Manch einer versteht die Welt nicht mehr, schaut nicht mehr durch, kommt nicht mehr mit, fühlt sich abgehängt oder aussortiert. Manch einer vermag nicht mehr froh zu werden: wie sollte er es auch können nach den Selbstmordattentaten im Iran und in Afghanistan, nach den Terrorakten in Schulen hier in unserem Land?  - Manch einer zieht sich zurück ins Schneckenhaus, manch einer wird einsam und verbittert: „Wozu noch leben? Was soll´s, wo ich keine Perspektive mehr sehe, wo Visionen Mangelware sind, wo ich mich ausgebrannt fühle und am Ende? Wo kein Hahn nach mir kräht? – Es wird alles gut?? – Herrliche Aussichten, zu schön, um wahr zu werden!“

In diesem Sinne denken bereits Kinder und Jugendliche in unserem Land und viel zu viele Erwachsene. So ähnlich dachten wohl auch die Menschen damals unter dem Leid der Christenverfolgungen im ausgehenden ersten Jahrhundert, Aber eben deshalb beauftragte Gott den Seher Johannes: „Schreib es auf! Gib es Ihnen schriftlich! Hoffentlich glauben sie es dann! Denn meine Worte sind wahrhaftig und gewiss, auch wenn alles andere dagegen spricht!“

Der, der es sagt, steht am Anfang und am Ende von Allem , er ist das A und das O, der Anfang und das Ende, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt, der Lebendige!“ Er umgreift alle Zeiten, Er lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit und ist mit seinem „Latein“ wahrlich noch nicht am Ende! „Es wird alles gut“, sagt Gott ins Herz hinein „Ein neuer Himmel, eine neue Erde, das Alte ist vergangen. Keine Tränen mehr, kein Leid, kein Geschrei, keine Krankheit, kein Schmerz. Siehe, wartet es ab: Ich mache alles neu!“ Emanuel Kant, der große deutsche Philosoph fragt innerhalb seiner „Kritik der reinen Vernunft“, „Was kann ich wissen – was soll ich tun? – was darf ich hoffen?“ Antwort:

Christen können wissen, dass Gott „die Fäden“ in der Hand hat, dass Gott letztlich und entscheidend regiert, dass Gott im Regimente sitzt „und führet alles wohl“ „Das Gott nicht preisgeben will auch nur irgendein Werk seiner Hände!“

Was sollen wir tun? „Um Gottes Willen etwas Tapferes“ (Huldrych Zwingli), um Gottes Willen und um der Menschen Willen etwas Mutiges und Hoffnungsvolles. Um Gottes Willen verzeihen, vergeben, versöhnen. Um Gottes Willen den ersten Schritt wagen zu mehr Verständigung, zu mehr Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen.

Was dürfen wir hoffen? Das es uns geschenkt wird: Freude (in allem Ernst und Leid unseres Lebens) – Mut (gegen alle Ängstlichkeit) – Zuversicht (gegen alle Resignation) – Liebe (in aller Gedankenlosigkeit) – Phantasie (in allem Grau des Alltags) – Glauben (gegen alle Zweifel) – eine Hoffnung , die alles überragt – und schließlich: ein grundlegend neues Leben in Gottes Friedensreich! Anders ausgedrückt: Wir, die wir Gott gefunden und vertrauen, dürfen schon hier auf  Erden die Vorboten für einen neuen Himmel und eine neue Erde entdecken und darüber froh werden! Dort wird es keine Trauer mehr geben, kein Leid, keine Klage. Sicher, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Sicher wir leben noch nicht im Letzten, sondern immer noch im Vorletzten. Aber, das Letzte ist uns verheißen. Wir haben allen Grund zur Hoffnung. Gott spricht das letzte Wort. Er, der Gott des Lebens. Das ist gut so. Sehr gut sogar!

Amen.