Predigt September 2015

Queergottesdienst am 20.09.2015, St. Johanniskirche Nürnberg

Predigt zu Lukas, Kap 8, Vers 41/42, 49-56

Liebe Queergemeinde,

wegen Panik-Attacken war ich 3 mal im Theresien-Krankenhaus als Vorsorge für einen möglichen 2. Herzinfarkt. So fühle ich mich in den letzten Monaten wie dieses Mädchen. Diese 12-Jährige steht im Übergang vom Kind zur geschlechtsreifen Frau. Sie kommt zu Ihrer Identität.  Sie ist wie bei der Geburt auf andere angewiesen.  Ihre Eltern sorgen sich. Sie fühlen sich bei der Selbstfindung dieser jungen Frau ohnmächtig und erhoffen von Jesus dem Heilpraktiker Hilfe.Als Synagogenvorsteher  gehrt Jesus wie ein Presbyter zur gehobenen Mittelschicht. Riskiert er sein Ansehen, seine Glaubwürdigkeit, wenn er sich auf diesen Wanderprediger aus Nazareth, heute noch ein Kaff in Galila, wendet? Jesus entspricht der Sitte der Eltern. Er nimmt sie und seine Lieblingsjünger Johannes, Jakobus und Petrus als Zeugen mit in das Krankenzimmer. Die bestellten Klagefrauen und wohlmeinenden Nachbarn wirft er raus und sagt: Das Mädchen schläft!. Die Leute verlachen Ihn. Sie hatten den Spiegeltest wohl schon gemacht: Kein Atem mehr! Der letzte Atemzug war  da Herz/Lungenmaschinen noch nicht erfunden waren  Zeichen des Todes. In einer Übersetzung habe ich gelesen: Jesus legte sich auf das Mädchen. Er wird zumindest Mund-zu-Mund-Beatmung vorgenommen haben und sie so zum Leben wiedererweckt haben. Ein Zungenkuss ist sehr intim und macht erfahrungsgemäß lebendig. Jesus nahm die junge Frau bei der Hand und unterstützte sie aufzustehen. Diese Hand fehlt oft. Der Händedruck zur Begrüßung, zum Friedensgruß ist ein Zeichen der Nähe, der Begegnung. Halte ich den Blickkontakt für 3 Sekunden aus? Ich möchte angesehen werden, um die Erfahrung von Ansehen in der Gemeinschaft zu spüren. Jesus befahl, man solle dem Mädchen zu essen geben. Nach jeder Bestattung ist das Essen und Trinken Stärkungszeichen, da das Leben weitergeht. So bietet uns Jesus bei seinem Gedächnismahl Brot und Traubensaft als Stärkung. Davon ist keiner der anwesenden Gäste ausgeschlossen! Jesus Christus will uns materiell spürbar nahe sein, sich mit uns vereinen. Wir werden aufgefordert, Wasser, Nahrung, überlebensnotwendiges miteinander zu teilen; nicht nur mit deutschen Christen und Natoverbündeten. Mit dieser Kommunion möchte uns Jesus die Eintrittskarte (Unterpfand) zum Leben mit Ihm, dem vom Tod Auferstandenen, schenken. JETZT und von Gegenwart zu Gegenwart. Lassen wir und persönlich darauf ein? (Hier an dieser Kultstätte des Johannisfriedhofs!)

Amen.